"Errötend folgt er/sie ihren Spuren". Kein Satz beschreibt besser, wie ich vor vielen Jahren eine Menge Semester (genau gesagt 18, meine Güte, wer könnte das heutzutage noch) diesem Studium gewidmet habe. "Wie kann man das denn alles behalten", fragen Kollegen und Freunde ungläubig, wenn ich ihnen bei den Mathematikhausaufgaben ihrer Kinder helfe. Gerne würde ich jetzt mit voller Brust antworten: "Na klar, gelernt ist gelernt". Aber das wäre gelogen, alles behält man natürlich nicht, zumindest nicht im Detail. Aber die großen Zusammenhänge sind haften geblieben, die Strukturen sind bekannt und das analytische Vorgehen, die Methodik, prägt das Herangehen an eine Problemstellung, auch wenn ich mich beruflich überhaupt nicht mit Mathematik beschäftige.
Zur Darstellung naturwissenschaftlich-technischer ebenso wie mathematischer Themen stehen heute Hilfsmittel aus dem Bereich der Informatik oder hier besser Computer Science genannt zur Verfügung (übrigens auch ein Teilgebiet der Mathematik, eine Aussage für die mich viele Informatiker wahrscheinlich steinigen würden), die es erlauben, Lösungen und Lösungsansätze zu visualisieren, von denen man zu meiner Studienzeit nur träumen konnte. Ich erinnere mich noch gut an eine Übungsleiterin einer Übung zur Analysis II während meiner Studienzeit, die die Darstellung einer (in 0 unstetigen!) Funktion vom IR
2 in den IR als dreidimensionales Papiermodell mühevoll gebastelt, mit in die Stunde brachte und dafür donnernden Applaus erntete. Moderne Programme zur sog. Computeralgebra stellen eine solche Funktion nach allen Seiten drehbar und in jede Richtung vergrößerbar in Sekundenschnelle dar.
Als Mitglied eines mathematischen Forums (
Matheraum), das sich mathematische Vorhilfe (im Gegensatz zu Nachhilfe) auf die Fahnen geschrieben hat, stelle ich leider immer wieder fest, dass diese Hilfsmittel in der mathematischen Didaktik (auch eine meiner Passionen) an Fachhochschulen und Universitäten (wie übrigens auch an Gymnasien) kaum eine Rolle spielen. Die Furcht der Lehrer und Dozenten davor, dass ihre Schüler und Studenten diese Programme zum Lösen der Aufgaben verwenden ist unbegründet: man muss Mathematik können, um damit mathematische Aufgaben zu lösen!
Nun denn, so hat mir die Mathematik nicht nur den (wahrscheinlich) kürzesten Witz der Welt beschert (Sei epsilon kleiner Null ...), sondern vor allem viele viele Stunden voller begeisterter Beschäftigung mit ihr.