Photographie

Schon als Schüler und dann als Student habe ich, angeleitet durch meinen Vater, gerne und viel photographiert. Mit 14 besaß ich ein Schwarz-Weiß Photolabor mit Vergrößerungsapparat, Schalenentwicklung und Rotlichtbirne, das ich zunächst im gemeinsamen Badezimmer einer 3-Zimmer Etagenwohnung betrieb und auf diese Weise die Badewanne blockierte. Verständlich, dass meine Eltern auf kurzen Intervallen bestanden, in denen die Ganzkörperreinigung ausgesetzt werden musste.
Der Umzug in ein Einfamilienhaus um meinen 18. Geburtstag brachte Entspannung in die Sache, denn ab da konnte ich im Keller unseres Hauses schalten und walten und meinem Hobby nachgehen.
Ich photographierte mit einer Ausrüstung der Fa. Canon, zunächst einer AE-1, die ich noch heute besitze, und später mit einer A-1, die zu meinem großen Leidwesen vor einigen Jahren das Zeitliche gesegnet hat.
Ich erinnere mich, dass ich seinerzeit eine bestimmte Fachzeitschrift regelmäßig las, die ich vor allem deshalb bevorzugte, weil ein Photojournalist und Photograph mit dem Namen Alexander Borell durch fachlich und sprachlich bestechende Artikel die Qualität des Blattes sehr positiv beeinflusste; will sagen, wenn Borell schrieb, konnte man sich nur schwer seinem häufig sarkastischen Bann entziehen - er starb im Jahre 1998.
Trotz meiner Begeisterung für seine Artikel, gab er den Anstoß für viele Jahre fotografischer Abstinenz meinerseits und das kam so.
Die von Canon marketingtechnisch sehr gekonnt aufgezogene Modellreihe AE-1 (Blendenautomat), AT-1 (Zeitautomat), A-1 Vollautomat, Blenden- und Zeitautomat in einem, stellte eine seinerzeit technologisch abgerundete und ausgereifte Lösung dar, die zunächst wenig Spielraum für weitere Innovationen auf dem Sektor der Kleinbildspiegelreflexkameras zuzulassen schien. Die Gemeinde war sich einig, das Non-Plus-Ultra war erreicht (Entsprechendes meinten die Anbeter anderer Spitzenmarken, wie z.B. Nikon usw. über ihre Kameras).
Welch eine Unverschämtheit von diesem Borell, dass er plötzlich, quasi aus heiterstem Himmel heraus, das Zeitalter der automatischen Scharfstellung einläutete und dies als größte Herausforderung der nächsten Jahre auf dem Sektor der Kamerainnovationen hinstellte.
Ich war entsetzt!
Wie sollte das denn gehen? Der Physiker (im Nebenfach) in mir sträubte sich gegen diese unrealistische, ja geradezu utopische Idee. Ich war beleidigt und stellte nicht nur die Lektüre besagter Zeitschrift ein, sondern büßte auch über lange Zeit die Lust am Photographieren ein, wo ich mich doch rühmen konnte, am Entfernungsring eines jeden Objektives Meister zu sein.
Aus heutiger Sicht, ca. 35 Jahre später kann ich mir als Brillenträger mit etlichen Dioptrin in Ferne und Nähe, kaum noch eine Scharfeinstellung ohne Autofokus vorstellen, auch wenn ich auch heute noch die Grenzen dieser Technik erkannt habe und weiß, was ich ihr zumuten kann und was nicht.
Die eigentlich überwältigende Revolution der Photographie hat auch Borell damals nicht voraussehen können: die Digitalphotographie.
Nach jahrzehntelanger Abstinenz habe ich mich, quasi mit leichtem Training beginnend, zunächst mit einer IXUS-500 bewaffnet - dem Hersteller treu bleibend, und so das Gift der neuen berauschenden Möglichkeiten der Digitalkameras in mich aufgenommen.
Und so kam es, wie es kommen musste.
Kurz nach Erscheinen der EOS 5D Mark II war der Bann gebrochen und mein Konto wieß einen gehörigen Minuswert auf. Vom Kleinbildformat konnte und wollte ich mich nicht lösen, und für eine 1Ds fehlten mir die nötigen Groschen.
Nein, ich bereue gar nichts, im Gegenteil ich bin begeistert; und diese Geister die ich rief, werde ich auch nicht mehr los. Warum auch.